Kuratiert von
Uwe Sujata
Republik
6 Minuten Lesezeit
23 Sep
23Sep

Der Artikel "Der Pharmaplan" vom Medienunternehmen "Republik" untersucht die Mechanismen der Preisfestsetzung für Medikamente in der Schweiz, insbesondere die Rolle der geheimen Rabattmodelle und deren Auswirkungen auf die Preise. Es wird erläutert, wie diese Modelle von der Pharmaindustrie genutzt werden, um hohe Listenpreise durchzusetzen, die als Referenz für andere Länder dienen. Der Artikel diskutiert auch politische Entwicklungen und gesetzliche Änderungen, die die Geheimhaltung solcher Preismodelle weiter festigen könnten.

  • Die Schweiz erwägt die Legalisierung geheimer Medikamentenpreise unter dem Druck der Pharmaindustrie, was weitreichende Auswirkungen hat.
  • In der Schweiz gibt es offizielle Listenpreise für Medikamente, aber oft werden Rabatte geheim verhandelt.
  • Die Pharmaindustrie nutzt verschiedene Preismodelle, um hohe Preise zu rechtfertigen, darunter Rabatte, die an keine Bedingungen geknüpft sind.
  • Geheime Rabatte führen dazu, dass andere Länder sich an hohen Schweizer Listenpreisen orientieren, was zu höheren globalen Medikamentenpreisen führt.
  • Es gibt einen erheblichen Anstieg der Medikamentenkosten in der Schweiz, was zu einer Mehrklassenmedizin führen könnte. 
  • Die Schweiz hat 2019 erstmals geheime Preismodelle akzeptiert, was zu einer Zunahme solcher Vereinbarungen führte. 
  • Die Geheimhaltung der Rabatte wird durch das Parlament weiter unterstützt, was zu Kritik und Bedenken hinsichtlich der Transparenz führt.
  • Der Artikel diskutiert die politischen Debatten und Vorschläge zur Regulierung der Medikamentenpreise, einschliesslich der Einführung von Kostenfolgemodellen.
  • Es gibt Bedenken, dass die Geheimhaltung der Rabatte nicht zu niedrigeren Medikamentenkosten führen wird und die Belastung für einkommensschwache Länder erhöhen könnte.

Die möglichen Auswirkungen 

geheimer Preismodelle auf die internationale Preisgestaltung von Medikamenten sind vielfältig und potenziell weitreichend

Höhere globale Preise:

  • Die Schweizer Listenpreise dienen als Referenz für viele andere Länder. Wenn diese Preise künstlich hoch gehalten werden, kann dies zu einem Anstieg der Medikamentenpreise weltweit führen.
  • Laut dem Artikel nutzen 31 Länder den Schweizer Preis für ihre Preisfestsetzung.

Verzerrung des Preisvergleichs: 

  • Geheime Rabatte verhindern einen transparenten internationalen Preisvergleich. 
  • Länder können nicht effektiv verhandeln, da sie die tatsächlichen Preise in anderen Märkten nicht kennen.

Ungleicher Zugang zu Medikamenten: 

  • Wirtschaftlich schwächere Länder könnten sich bestimmte Therapien nicht mehr leisten, was zu einer globalen Mehrklassenmedizin führt.
  • Der Artikel erwähnt, dass in osteuropäischen Ländern, Malta und Zypern viele wirksame Krebsmedikamente nicht verfügbar sind.

Stärkung der Verhandlungsposition der Pharmaindustrie: 

  • Durch die Geheimhaltung können Pharmaunternehmen die Zahlungsbereitschaft jedes Gesundheitssystems bis an die Schmerzgrenze auspressen.
  • Sie können mit dem Nicht-Anbieten von Medikamenten in bestimmten Märkten drohen - was sie auch tun.

Erschwerung von Kostendämpfungsmassnahmen:

  • Regierungen und Gesundheitssysteme haben es schwerer, effektive Massnahmen zur Kostenkontrolle zu implementieren, da die wahren Preise nicht bekannt sind.

Potenzielle Verzögerungen bei der Markteinführung:

  • Pharmaunternehmen könnten Medikamente zuerst in Ländern mit höherer Zahlungsbereitschaft einführen, um hohe Referenzpreise zu etablieren.

Mögliche Auswirkungen auf Forschung und Entwicklung:

  • Höhere Preise könnten zu mehr Investitionen in Forschung & Entwicklung führen, aber auch den Fokus auf lukrative statt dringend benötigte Medikamente verschieben.

Ethische Bedenken:

  • Die Geheimhaltung könnte als Widerspruch zum Prinzip der Transparenz im Gesundheitswesen gesehen werden.

Diese Auswirkungen zeigen, dass geheime Preismodelle weit über nationale Grenzen hinaus Konsequenzen haben und das globale Gesundheitssystem sowie den Zugang zu Medikamenten erheblich beeinflussen können.

Politische Entscheidungen 

in der Schweiz haben einen signifikanten Einfluss auf Medikamentenpreise und Gesundheitskosten.

Gesetzliche Rahmenbedingungen:

  • Das Parlament arbeitet an Änderungen im Bundesgesetz über die Krankenversicherung (KVG), insbesondere am Artikel 52. 
  • Diese Änderungen könnten die Geheimhaltung von Rabatten gesetzlich verankern, was die Preisgestaltung nachhaltig beeinflussen würde.

Akzeptanz geheimer Preismodelle:

  • 2019 akzeptierte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) erstmals ein vertrauliches Preismodell für ein teures Krebsmedikament.
  • Diese Entscheidung führte zu einem raschen Anstieg solcher Modelle: von 14 Medikamenten mit Preismodell Anfang 2019 auf etwa 130 heute, wobei etwa 60% davon geheime Rabatte haben.

Auswirkungen auf die Transparenz: 

  • Die Entscheidung, geheime Rabatte zu akzeptieren, hat die Transparenz im Gesundheitssystem verringert.
  • Journalisten und NGOs haben Schwierigkeiten, Informationen über tatsächliche Medikamentenpreise zu erhalten.

Einfluss auf internationale Preise: 

  • Da viele Länder die Schweizer Preise als Referenz nutzen, können politische Entscheidungen in der Schweiz globale Auswirkungen haben.
  • Höhere Listenpreise in der Schweiz können zu höheren Preisen in anderen Ländern führen.

Kostendämpfungsmassnahmen:

  • Die Regierung argumentiert, dass geheime Preismodelle zu günstigeren Preisen führen könnten.
  • Kritiker befürchten jedoch, dass dies nicht der Fall sein wird und die Kosten weiter steigen könnten.

Verhandlungsposition des Staates:

  • Politische Entscheidungen beeinflussen die Verhandlungsposition des BAG gegenüber Pharmaunternehmen.
  • Die Akzeptanz geheimer Modelle könnte die Position des Staates schwächen.

Zugang zu Medikamenten:

  • Politische Entscheidungen können den Zugang zu teuren, innovativen Medikamenten beeinflussen.
  • Die Regierung argumentiert, dass ohne geheime Rabatte manche Medikamente in der Schweiz nicht verfügbar wären.

Gesundheitskosten:

  • Die Medikamentenkosten in der Schweiz sind in den letzten Jahren stärker gestiegen als die durchschnittlichen Gesundheitskosten.
  • Sie machen nun 22% der Gesundheitsausgaben in der Grundversicherung aus.

Internationale Verpflichtungen:

  • Die Schweiz hat 2019 eine WHO-Resolution zur Verbesserung der Preistransparenz unterzeichnet, steht aber nun im Widerspruch dazu.

Rechtliche Auseinandersetzungen:

  • Politische Entscheidungen haben zu rechtlichen Herausforderungen geführt, wie Klagen vor dem Bundesverwaltungsgericht und möglicherweise dem Bundesgericht.

Diese politischen Entscheidungen haben weitreichende Konsequenzen für das Schweizer Gesundheitssystem, die Pharmaindustrie und potenziell auch für globale Gesundheitskosten und den Zugang zu Medikamenten.

Die Transparenz 

spielt eine zentrale und zunehmend umstrittene Rolle bei der Preisfestsetzung von Medikamenten in der Schweiz.

Traditionelle Transparenz:

  • Historisch gesehen war die Schweiz für ihre Transparenz bei Medikamentenpreisen bekannt.
  • Offizielle Listenpreise waren öffentlich zugänglich und dienten als Referenz für andere Länder.

Aktuelle Entwicklungen zur Geheimhaltung:

  • Es gibt einen Trend hin zu geheimen Rabattmodellen, die die Transparenz erheblich einschränken. 
  • Das Parlament arbeitet an Gesetzesänderungen, die diese Geheimhaltung legalisieren und festigen würden.

Auswirkungen auf die öffentliche Kontrolle:

  • Die zunehmende Intransparenz erschwert es Journalisten, NGOs und der Öffentlichkeit, die tatsächlichen Medikamentenkosten zu überprüfen.
  • Dies könnte die demokratische Kontrolle und öffentliche Debatte über Gesundheitskosten beeinträchtigen.

Internationale Referenzpreise:

  • Die Schweizer Listenpreise dienen als Referenz für 31 andere Länder.
  • Geheime Rabatte führen dazu, dass diese Länder sich an künstlich hohen Preisen orientieren, ohne die tatsächlichen Kosten zu kennen.

Verhandlungsposition:

  • Transparente Preise ermöglichen es theoretisch anderen Ländern und Gesundheitssystemen, bessere Verhandlungspositionen einzunehmen.
  • Geheime Rabatte stärken hingegen die Position der Pharmaunternehmen in Preisverhandlungen.

Ethische Überlegungen:

  • Es gibt eine ethische Debatte darüber, ob Geheimhaltung im Gesundheitswesen, insbesondere bei lebenswichtigen Medikamenten, angemessen ist.
  • Die Schweiz hat 2019 eine WHO-Resolution zur Verbesserung der Preistransparenz unterzeichnet, steht aber nun im Widerspruch dazu.

Argumente für Geheimhaltung: 

  • Die Pharmaindustrie und einige politische Akteure argumentieren, dass geheime Rabatte zu niedrigeren Preisen führen könnten.
  • Sie behaupten, dass ohne solche Modelle bestimmte teure Medikamente in der Schweiz nicht verfügbar wären.

Kritik an der Intransparenz:

  • Kritiker argumentieren, dass die Geheimhaltung nicht zu niedrigeren Kosten führt, sondern die Preise insgesamt erhöht.
  • Es wird befürchtet, dass die Intransparenz zu einer Mehrklassenmedizin führen könnte.

Rechtliche Herausforderungen:

  • Die zunehmende Intransparenz hat zu rechtlichen Auseinandersetzungen geführt, einschließlich Klagen vor dem Bundesverwaltungsgericht. 
  • Es wird erwartet, dass diese Fälle möglicherweise bis vor das Bundesgericht gehen werden.

Auswirkungen auf die Forschung:

  • Transparente Preise könnten eine bessere Grundlage für die Forschung zur Kosteneffizienz und Wirksamkeit von Medikamenten bieten.
  • Intransparenz erschwert solche Untersuchungen.

Politische Debatte:

  • Die Frage der Transparenz ist Gegenstand intensiver politischer Debatten in der Schweiz.
  • Verschiedene Parteien und Interessengruppen haben unterschiedliche Positionen zur Rolle der Transparenz.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Transparenz bei der Preisfestsetzung von Medikamenten in der Schweiz eine komplexe und vielschichtige Rolle spielt. Sie beeinflusst nicht nur die nationalen Gesundheitskosten, sondern hat auch weitreichende Auswirkungen auf internationale Preisgestaltung, ethische Fragen im Gesundheitswesen und die Beziehungen zwischen Staat, Pharmaindustrie und Öffentlichkeit.

Jörg Indermitte vom BAG sagt dazu - Zitat aus dem Artikel: «Die Pharma­industrie hat natürlich ein Interesse, dass die Medikamente in der Schweiz sehr rasch und zu einem möglichst hohen Preis auf den Markt kommen. Um sich dann in den Preis­verhandlungen in anderen Ländern auf den Schweizer Preis beziehen zu können.

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Quelle: Der Pharmaplan


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