Experten sehen in Online-Tools ein grosses Potenzial für die Stärkung der psychischen Gesundheit. Doch bisher bleiben die Nutzerinnen oft auf den Kosten sitzen.
Das Interesse an Online-Therapie in der Schweiz ist stark gestiegen, aber die Finanzierung durch die Grundversicherung ist umstritten. Während einige Experten die Potenziale digitaler Hilfsmittel sehen, zögern die Krankenversicherer, die Kosten dafür zu übernehmen. Einzelne Kassen bieten ihren Versicherten bereits Online-Selbsthilfetrainings an. Allerdings gibt es auch Vorbehalte gegenüber Angeboten, deren Qualität und Datenschutz nicht klar sind.
Erfahrungen der Schweizer Bevölkerung mit Online-Therapie-Angeboten Nur ein kleiner Teil der Befragten hat bisher Erfahrungen mit Online-Tools zur Stärkung der psychischen Gesundheit gesammelt. Allerdings könnte sich knapp die Hälfte der Befragten grundsätzlich vorstellen, solche Angebote zu nutzen. Das deutet darauf hin, dass das Potenzial von Online-Therapien in der Schweiz "bei weitem nicht ausgeschöpft" ist. Insgesamt zeigt die Umfrage, dass die Akzeptanz für Online-Therapie-Angebote in der Schweizer Bevölkerung durchaus vorhanden ist, die tatsächliche Nutzung bisher aber noch sehr gering ist.
Wer zahlt? Heute zahlt die Grundversicherung in der Schweiz unter bestimmten Voraussetzungen für Videositzungen mit Psychotherapeuten. Andere Arten von Online-Coachings werden in der Regel nicht von der Grundversicherung vergütet, sondern höchstens von der Zusatzversicherung.
Es gibt heute mehr Psychiaterinnen und Psychotherapeuten, die in einer Praxis tätig sind, als es Haus- und Kinderärzte gibt.» Die Kosten hätten innert eines Jahres um 300 auf fast 800 Millionen Franken zugenommen.
Der Krankenkassenverband Santésuisse steht einer Ausweitung der Kostenübernahme für digitale Angebote skeptisch gegenüber. Sie argumentieren, dass die Kosten für Psychotherapie-Leistungen schon jetzt stark gestiegen seien und weitere Leistungen die Versicherten zusätzlich belasten würden.
Einzelne Krankenversicherer beurteilen dies offenbar anders. Kassen wie die Helsana, die Sanitas oder die Swica bieten ihren Versicherten aktiv Online-Selbsthilfetrainings an.
Wir sehen viel Potenzial in diesen Coachings und sind daran, dieses Angebot noch bekannter zu machen, heisst es bei der Helsana.
Die Swica ist gar "bestrebt, dafür eine Finanzierungsgrundlage in der Grundversicherung zu finden", wie ein Sprecher mitteilt. Bereits seien erste Gespräche mit dem Bundesamt für Gesundheit im Gang.
Derzeit finanzieren vor allem die Zusatzversicherungen der Krankenversicherer Online-Therapien, während die Grundversicherung eher zurückhaltend ist. Es gibt aber auch Kassen, die das Potenzial digitaler Angebote stärker nutzen möchten.
Online-Therapie-Angebote sollten gewisse Kriterien erfüllen, damit sie als seriös und sicher gelten 1. Qualifikation der Anbieter muss klar sein
2. Informationen zum Datenschutz müssen vorhanden sein
3. Es dürfen keine übertriebenen Heilsversprechen gemacht werden
Die Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen warnt ausdrücklich vor Angeboten, bei denen diese Kriterien nicht erfüllt sind. Ausserdem wird erwähnt, dass in der Schweiz kein offizielles Verzeichnis von geprüften Anbietern existiert. Allerdings sind einige in Deutschland zertifizierte Online-Therapien wie Hellobetter oder Deprexis auch in der Schweiz verfügbar.
Insgesamt zeigt der Artikel, dass die Qualität und Seriosität digitaler Therapie-Angebote ein wichtiger Aspekt ist, den Nutzer und Anbieter gleichermaßen im Blick haben müssen.
