Unser autonomes Nervensystem (ANS) reagiert 150-200 Millisekunden schneller auf die aktuelle Lebenssituation als jeder Gedanke. Je nach vorherrschender Dominanz des ANS reagiert unser Gehirn mit Starre, Flucht/Angriff oder Gelassenheit. Durch die Verbindung von Hypnose und den Erkenntnissen der Polyvagal-Theorie können Patienten ein tieferes Verständnis für ihr autonomes Nervensystem entwickeln und effektive Wege zur Selbstregulation erlernen.
Die Polyvagal-Theorie von Stephen Porges bietet einen tiefen Einblick in die Funktionsweise des autonomen Nervensystems (ANS) und dessen Rolle bei der Selbstregulation, insbesondere in Verbindung mit Hypnose. Diese Theorie postuliert, dass das ANS in drei Hauptsysteme unterteilt werden kann:
Jedes dieser Systeme hat spezifische Funktionen und Reaktionen auf Stress und Trauma, die für die Selbstregulation entscheidend sind.
Die Polyvagal-Theorie beschreibt, wie das ANS auf verschiedene Umgebungen und emotionale Zustände reagiert. Das ventrale Vagus-System ist mit sozialen Interaktionen und einem Gefühl der Sicherheit verbunden, während das sympathische Nervensystem für die Kampf-oder-Flucht-Reaktion verantwortlich ist. Das dorsale Vagus-System hingegen kann in Zustände der Immobilität oder des Rückzugs führen, was oft bei traumatischen Erfahrungen beobachtet wird. Diese unterschiedlichen Reaktionen sind entscheidend für das Verständnis, wie Menschen auf Stressoren reagieren und wie sie ihre Emotionen regulieren können.
Hypnose spielt eine bedeutende Rolle bei der Selbstregulation des autonomen Nervensystems (ANS), indem sie es ermöglicht, in einen Zustand tiefer Entspannung zu gelangen, der die physiologischen Reaktionen des Körpers positiv beeinflusst. Während der Hypnose wird das ANS in einen Zustand versetzt, der die Selbstregulation fördert und Stressreaktionen verringert. Dies geschieht durch die Aktivierung des ventralen Vagus-Systems, das mit einem Gefühl der Sicherheit und sozialen Interaktion verbunden ist.
Ein zentraler Aspekt der Hypnose ist die Fähigkeit, den Klienten in einen tranceähnlichen Zustand zu versetzen, in dem das ANS automatisch reguliert wird. In diesem Zustand können Individuen lernen, ihre emotionalen und physiologischen Reaktionen auf Stressoren zu modifizieren. Hypnose bietet Techniken, die es den Menschen ermöglichen, neue Verhaltensmuster zu entwickeln und ihre Reaktionen auf Stress und Trauma zu verändern.
Darüber hinaus kann Hypnose besonders vorteilhaft für Personen sein, die unter den Folgen von Trauma leiden. Die Integration von Hypnose in therapeutische Ansätze kann helfen, die Dysregulation des ANS zu adressieren, die häufig mit posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) einhergeht. Durch die Förderung eines sicheren und entspannten Zustands können Klienten lernen, ihre Symptome zu lindern und ein Gefühl der Stabilität zu entwickeln.
Bedeutung für die Selbstregulation: Die Theorie betont die Wichtigkeit des Gefühls von Sicherheit für unser Wohlbefinden. Sie erklärt, wie unser Nervensystem auf verschiedene Stimuli reagiert und wie wir lernen können, es bewusst zu regulieren. Dies ist besonders relevant für die Behandlung von Trauma und Stress.
Verbindung zur Hypnose: Hypnose kann als wirksames Instrument zur Unterstützung der Selbstregulation des autonomen Nervensystems eingesetzt werden. In der therapeutischen Praxis wird die Polyvagal-Theorie oft mit hypnotischen Techniken kombiniert, um traumatisierten Patienten zu helfen, ihr Nervensystem wieder zu regulieren.
Praktische Anwendung: Es gibt spezielle Programme und Übungen, die auf der Polyvagal-Theorie basieren und zur Selbstregulation eingesetzt werden können. Diese können mit hypnotischen Techniken kombiniert werden, um die Wirksamkeit zu erhöhen. Ein Beispiel dafür ist das Safe and Sound Protokoll (SSP), das Materialien zum Kennenlernen des autonomen Nervensystems und Übungen zur Selbstregulation beinhaltet.
Integration in den Alltag: Die Kombination von Hypnose und Polyvagal-Theorie kann helfen, Techniken zur Umsetzung der Theorie im Alltag zu erlernen. Dies kann es ermöglichen, das Nervensystem besser zu verstehen und aktiv zu regulieren, was zu einer verbesserten emotionalen Stabilität und Stressresilienz führen kann.
Therapeutischer Ansatz: In der therapeutischen Praxis werden hypnotische Techniken oft genutzt, um einen Zustand der Entspannung und Sicherheit zu erzeugen. Dies steht im Einklang mit der Polyvagal-Theorie, die betont, wie wichtig das Gefühl von Sicherheit für die Regulation des Nervensystems ist. Durch die Kombination beider Ansätze können Therapeuten ihren Klienten helfen, einen Zustand der "sozialen Verbundenheit" zu erreichen, der laut der Theorie optimal für Heilung und Wachstum ist.
Um Hypnose und die Polyvagal-Theorie zur Selbstregulation des autonomen Nervensystems zu verbinden, können folgende Schritte nützlich sein:
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Polyvagal-Theorie und Hypnose synergistisch wirken, um die Selbstregulation des autonomen Nervensystems zu unterstützen. Durch das Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismen des ANS und die Anwendung hypnotischer Techniken können Individuen lernen, ihre emotionalen und physiologischen Reaktionen besser zu steuern und ein Gefühl der Sicherheit und Stabilität zu fördern.
Durch die Kombination von Hypnose und den Erkenntnissen der Polyvagal-Theorie können Betroffene ein tieferes Verständnis für ihr autonomes Nervensystem entwickeln und effektive Wege zur Selbstregulation erlernen.
Link zu entsprechenden Studien
https://scholar.google.com/scholar?hl=de&as_sdt=0%2C5&q=Polyvagal+Hypnosis&btnG=